Der Kinderstar
Songtext
Ich zücht mir einen Kinderstar,
den stellt man billig her, und der ist rar.
Wie wenig wird da investiert,
und wie sich das Produkt rentiert!
Ich brauch nur noch ein Mädchen zum Gebären,
dann wird mein Balg mich bald ernähren.
Ran an die Arbeit, na, das wäre doch gelacht!
Besinn dich auf den Wert der Manneskraft!
Dann kriegt das Kind ein süßes Flitterröckchcn
und klitzekleine Kinderglitzersöckchen.
Vielleicht ein strahlend weißes Höschen,
mit Sternchen bunt bestickt und auch mit Röschen.
Das wärs! Zum Tanzen und zum Singen
wird man das dumme Ding schon bringen.
Ich wart nicht lange, schon in ein paar Jahren
wird sich mein Sprößling mit dem Rundfunk paaren.
Die Produktion läßt sich bedenkenlos erweitern,
einst wird mein Kinderheer die Welt erheitern.
Ein jedes Mutterherz muß höher schlagen,
wenn meine Kleinen sich zu Markte tragen.
Ich gründe eine eigne Fernsehreihe,
mit der ich unser Volk befreie
von den verlebten Altstars. Man wird feiner.
Man macht in Kindern. Nichts wäscht reiner.
Ich präsentiere, sehr verehrter Fan,
die beste Zucht aus meinem Wecker-Clan
Erst kommt der kleine Detlev auf die Bühne
der singt das hohe Fis, der Kühne
Das deutsche Herz zerfließt wie Markenbutter
wenn er in C-Dur grölt: O Mutter!
Die Band spielt: Schwarzer Kater Stanislaus,
da tänzelt meine Lilofee hinaus,
die ist gerade zwei, das wirkt exotisch
und schwarz bestrapst haucht sie: Ach Gott, bin ich erotisch!
Die Spannung steigt, kaum wagt man hinzusehn,
da rollen Kinderwägen ins Geschehn
die gleißen grell im Licht, und mit Hallöchen
recken die Süßen in die Höh ihr Pöchen.
Die Band flammt auf in einem Rock´n Roll
und 1000 Babykehlen gröln: Ich hab die Hose voll.
Dann Trommelwirbel. Und zu aller Lustgewinn
strippt stolz und edel eine Wöchnerin
Ein Tusch strahlt auf: Mit Wechselschritt
schreitet der Starchirurg zum Kaiserschnitt
Der Detlev stelzt auf Zehen in der Ecke
die kesse Lilofee versucht die Pirouette
Hell funkelt durch den Raum die Säuglingspracht
der Starchirurg stimmt an: Es ist vollbracht!
Da kommt der Höhepunkt der Show, und strahlend froh
ertönt der Powerhit des Embryo.
Musik und Text
Konstantin Wecker
Abdruckrechte
Discoton Musik Edition GmbH
Erstveröffentlichung
Ich singe, weil ich ein Lied hab´ – Live im Onkel Pö (1975)
Weitere Veröffentlichungen