Mei was ist bloß aus mir wordn
Songtext
Schaugn o, den Affn, wiaras oschaugt. Klugscheißer. I möcht gar ned wissn, was er ihr da verzählt. Er schaugt ja ganz guat aus. Sagt man. Figürlich gibt er natürlich nicht viel her. Viel zu schmal um die Schultern. Na ja, a paar Gramm weniger hat er schon wia i. Aber so mager ist ja auch nicht mehr schön. Und wiara sich aufplustert. Und des gfallt ihr a no. Mei omei – des hab i jetzt von meiner Gewaltlosigkeit. Früher, früher da hätt i mi aufgführt, da hätti as Plärrn ogfanga, da, da war i umanandaghupft wiara Irra. Ich hätts rauslassn. Aber nein, ich weiß ganz genau, was ich jetzt tu. Ich geh wie zufällig vorbei, streichle meiner Frau über die Wange und flöte: „Amüsierst du dich gut, Mausi?““
Mei, was is bloß aus mir wordn,
früher war i so lebendig,
weil, da bin i oiwei gstorbn,
und jetzt leb i so beständig.
Mei arme Frau. Neulich hats ihrer Freundin verzählt: „Jetzt hab ich so einen energetischen Mann geheiratet. Alle schwärmen sie von seiner Leidenschaft. Wennsn ned näher kenna. Weil eigentlich is er bloß dauernd miad.“ Is ja wahr. Richtig brav bin i wordn. Nick freundlich nach rechts und links, lach brav, wenns sein muß, engagiere mich fürs Richtige und probe die Sanftmut. Dabei hab i mi immer scho aufgeregt über die, die wo scho Gandhi sei wolln, kurz bevors no aus die Windeln rausschaun könna. Ich glaub, ich spiel mir jemand vor, der ich sein möcht, weil ich mich gern so sehn würd. Das fördert das Ansehen, aber das Leben bleibt dabei auf der Streckn.
Bevor i mi a Frau in d´Arm nehma trau, überleg ich mir zuerst a halbe Stund lang, inwieweit ich sie unterdrücke, wenn ich mich mal auf sie lege. Na ja, meistens lauft dann eh nix mehr, und ich kann mich mit ruhigem Gewissen davonschleichen. Es ist ja wichtig, daß ma dauernd über sich nachdenkt, aber wenn am dabei die ganze Lust an der Freud verloren geht – i woaß ned – manchmal, manchmal, manchmal möcht i…
Mei, was is bloß aus mir wordn,
früher war i so lebendig,
weil, da bin i oiwei gstorbn,
und jetzt leb i so beständig.
A jeder Eishockeyspieler kriagt sei Auszeit, wenn er erschöpft ist. Oder wenn er an Fehler gmacht hat. Die braucht er. Da hoit er Kraft. I glaub, i brauch jetzt a mal a Auszeit von mir selber. Vom Gutsein. Vom Stimmigsein. Wieder raus auf d´Straßn. Raus auf d´Straßn, rein in die Schluchtn und ois eireißn. Und wenns nur im Hirn is: schändn, brandschatzn, raubn, spielen, leben, lieben, des is ois im Schädl drin, und da muaß des a wieder raus. I möcht mi wieder kranklacha könna über mi selber, i möcht nicht mehr richtig sein, eine Zeitlang nicht mehr funktionieren.
Und alle die Zeigefinger, die, die immer vui besser wissn, wia i sei sollt, was i doa sollt, die solln ma an Buckel obarutschn. Obs von obn komma oder von untn, von vorn oder von hintn, obs Politiker san oder Wanderprediger san, Anzüg oham oder Pumphosn, langhaarig oder kurzhaarig, picklig, glattrasiert oder unrasiert: I suach ma mein Platz in dera Welt wieder selba aus – ihr könnts as Leben eigsperrt ham in Karteikästen, Parteiprogramme, Paragraphen oder Heilslehren – i laß es wieder raus.
I werd mitten in d´Sonna neihupfn,
a wenn i verbrenn.
Hauptsach: I brenn.
Musik und Text
Konstantin Wecker
Abdruckrechte
Sturm & Klang Musikverlag GmbH / Chrysalis Music Holdings GmbH / Alisa Wessel Musikverlag
Erstveröffentlichung
Weitere Veröffentlichungen
Zwischenräume – Die Studio-Aufnahmen 1973-1987 (2007)