Was tat man den Mädchen
Songtext
Sie schreiben immer lange Briefe
an irgendwen.
Sie halten sich ans Plakative,
denn sie sind leicht zu übersehn.
Sie sind verrückt nach Orchideen
und wären gern voll von Lust.
Doch zu geübt im Widerstehen
wird ihnen nichts bewußt.
Was tat man den Mädchen,
die wie Schirme und Nelken
liegengelassen
in Vorzimmern welken?
Man verdirbt sie mit Prinzen,
und statt ins Leben zu sinken,
wollen sie fliegen
und ertrinken.
Man nährt sie fleißig mit Romanen
und moralischem Brei.
Sogar ihr Ahnen
flieht am Leben vorbei.
Und irgendwann dann,
wenn sie sich nicht mehr spürn,
verliern sie sich,
sind verwundet und friern.
Was tat man den Mädchen,
die wie Schirme und Nelken
liegengelassen
in Vorzimmern welken?
In den Diskotheken,
wo sie errötend erglühen,
blättern sie ab
und würden so gerne blühen.
Was tat man den Männern
(aus Konstantins Tournee „40 Jahre Wahnsinn“ 2014/15)
Text: Wilfried Nielitz
Sie sind stets jung und wohlerzogen,
das Haar gegelt,
sie lächeln lässig, tun entspannt,
kein Skrupel quält.
Sie handeln Futures oder Swapps,
sind immer oben auf,
der Broker pokert bis zu Schluss,
das Leben wird zum Leerverkauf.
Was tat man den Männern,
die mit Schlips und mit Kragen,
Lemmingen gleich Profiten nachjagen,
man entstellt sie mit Boni,
kauft ihre Körper und Seelen,
Marionetten der Banken,
verschenkte Väter, die fehlen.
Was tat man den Männern,
die mit Schlips und mit Kragen,
Lemmingen gleich Profiten nachjagen,
in dem goldenen Käfig, wo sie sich nur bekriegen,
verlier’n sie die Federn
und möchten so gerne fliegen.
Vielen Dank an Wilfried Nielitz für die Erlaubnis zum Textabdruck!
Textrechte bei Wilfried Nielitz (JazzCosy)
Musik und Text
Konstantin Wecker
Abdruckrechte
Sturm & Klang Musikverlag GmbH / Chrysalis Music Holdings GmbH / Alisa Wessel Musikverlag
Erstveröffentlichung
Weitere Veröffentlichungen
Meine poetischen Lieder (1978)
Zwischenräume – Die Studio-Aufnahmen 1973-1987 (2007)